Entstehung


Vor einigen Jahren lernte ich in meinem beruflichen Umfeld eine Dame aus den neuen Bundesländern kennen. Wir kamen ins Gespräch und sie erzählte mir, dass sie bis Anfang des neuen Jahrtausends in Sachsen-Anhalt gelebt hat. Sie ist in der DDR aufgewachsen, hat eine Ausbildung gemacht und eine Familie gegründet. Die dramatischen Ereignisse rund um den Mauerfall hat sie hautnah mitbekommen. Im Zuge der Wiedervereinigung veränderte sich ihr Leben völlig, bis sie schließlich im Jahr 2003 ihre Heimat verließ und sich in Nordrhein-Westfalen ein neues Leben aufbaute. Ich war fasziniert von ihrem Schicksal, vor mir saß eine Frau Anfang Sechzig, deren Leben untrennbar verknüpft ist mit der Geschichte des zweigeteilten Deutschlands. Sie hat sich in beiden Systemen zurechtgefunden und ist ihren Lebensweg konsequent gegangen. Schon damals dachte ich, dass ich das Leben dieser Frau sehr gern in einem Buch schildern würde.

In der Folgezeit geriet dieses Vorhaben zunächst in den Hintergrund. Ich schrieb zwei weitere Romane und absolvierte eine Ausbildung zum Systemischen Coach und Verhaltenstrainer. Doch der Gedanke an diese Frau ließ mich nie völlig los. Ende 2013, als ich mit meinem Mann den Abschluss meines dritten Romans „Die Schlösser von Köln“ feierte, fragte er mich, was ich als nächstes vorhätte. „Ich wollte doch immer nochmal was über diese Dame aus der DDR machen“ sinnierte ich. Mein Mann antwortete „Dann solltest du es jetzt machen, 2014 ist das 25jährige Jubiläum des Mauerfalls.“

Ende Dezember 2013 begannen die Vorüberlegungen zum Buch. Die Dame, die sich den Aliasnamen „Marie“ gab, war gern bereit, mir ihre Lebensgeschichte zu erzählen. Einer reinen Biografie wollte sie aus verständlichen Gründen nicht zustimmen, daher beschlossen wir, ihr Leben in eine Romanhandlung zu verpacken. Zwischen Januar und Juni 2014 verbrachten wir zahlreiche Stunden an meinem Schreibtisch, sie davor und ich dahinter, und sie erzählte mir aus ihrem Leben. Am 30. Juni, dem Stichtag, den der Verlag zur Sicherung der Fertigstellung zur Frankfurter Buchmesse vorgegeben hatte, setzte ich endgültig das magische Wort „ENDE“ unter die letzte Zeile. Auf knapp 350 Seiten schildere ich Maries mittlerweile 65 Jahre währendes Leben, angereichert wird das Ganze mit zahlreichen Originalfotos und –dokumenten, bei denen alle Gesichter und Namen geschwärzt sind.

Ich verstehe „Die Weltentänzerin“ als Lektüre, die unterhalten, aber auch zum Nachdenken anregen soll, und gleichzeitig als zeitgeschichtliches Dokument einer Epoche, die unsere Gesellschaft sicher noch eine ganze Reihe von Jahren prägen wird.